Die verdammte Maus ruckelte und sprang ohne sich dabei aber auf den gewünschten Punkt fixieren zu lassen. Nicht das das ein Wunder wäre – bei diesen Funkmäusen sind einfach die Kugeln zu leicht. Jedenfalls reichten die zwanzig Minuten um ihn zu veranlassen wieder einmal für eine wenigstens rudimentäre Reinigung zu sorgen. Also Klappe auf, Kugel raus und rein mit dem Taschentuch.
Das Problem an Funkmäusen ist neben zu klein geratenen Kugeln natürlich auch die Tatsache, dass sie dazu neigen auch zu funken, wenn sie gar keine Kugel mehr haben und so nahm das Unglück seinen Lauf......
Der Mauszeiger vollführte völlig unkoordinierte Muster auf dem Bildschirm. Der Chaostheorie gleich schaffte sie es aber bei jeder dritten Aktivierung einer der beiden Maustasten über einem Funktionsbutton zu schweben. Nachdem diverse seltsame Internetseiten erschienen und wieder verschwanden öffnete sich auch eines dieser nahezu unumgänglichen Sexwerbebanner. Ein Volltreffer sorgte dann dafür das sich vier unerwünschte weitere Werbeseiten hintereinander öffneten. Zwei davon mit einer Messagebox die zum Download seltsamer Zugangssoftware einluden und eine die ungefragt gleich erst einmal einen neuen bunten Maustreiber installierte. Der neue Maustreiber verfügte überdies über lustige Sonderfunktionen für die dritte und bisher unkritisch belegte mittlere Maustaste.
Exakt nachdem die beiden Hauptwalzen gereinigt waren verabschiedete sich die gefederte Andruckwalze in Richtung Teppichboden.......
Das Muster veränderte sich schlagartig. Während so gut wie keine Bewegung mehr von dem Mauszeiger selbst ausging sendeten nur die permanent gedrückten Maustasten ihre regelmäßigen Impulse an die immer neuen sich öffnenden Abfrageboxen. Die Festplatte kam langsam richtig in Fahrt.
Die Andruckwalze war gefunden – jetzt musste dieses winzige Ding nur wieder richtig eingesetzt werden.......
Eine weitere unaufgeforderte Passwortseite öffnete Kanäle zu den bekanntesten Hackerseiten. Der 1.3 GHz Prozessor hatte mächtig zu schaufeln und Seite Nummer 19 und 20 öffneten sich. Ein freundlicherweise versteckter Link ließ auch gleich noch ein paar normalerweise zwar öffentlich zugänglicher aber selten genutzter Regierungsseiten sich öffnen. Das erste Mal meldete sich nun das Betriebssystem mit "Arbeitsspeicher erschöpft" und ein weiterer Impuls der linken Maustaste ließ auch dieses Fenster ungelesen entschwinden. Gleich zwei Programme für Bannerwerbung installierten sich gleichzeitig während der Virenscanner kollabierte.
Die Andruckwalze saß fast wieder an der rechten Stelle, nur etwas verkantet war sie noch...
Mehr Aktivität im Kugelgehäuse bewegte nun auch den Mauszeiger wieder in zuckende Bewegungen. Ein Klick in die Favoriten öffneten den Direktlink zu Bank und Konto.
Eine unglückliche Verknüpfung unerwarteter Zufälle in Zusammenhang mit einem kleinen Trojaner und den abgelegten "persönlichen Daten und Passwörtern" im Browser ermöglichte gleichzeitig die Überweisung einer nicht unbeträchtlichen Summe an eine der Hackerkonten die daraufhin sozusagen in Echtzeit die Links zu den Regierungsrechnern ins Visier nahmen.
Der Arbeitsspeicher war nun völlig am Ende, die CPU kochte leise vor sich hin und der Browser fror die Bildschirmausgabe für etwa 20 Sekunden ein, bevor alle Tasks den Bach runtergingen.
Endlich sitzt sie da, wo sie hingehört. Jetzt rein mit der Kugel und weiter geht’s!
Merkwürdig, hatte ich nicht vorhin einen Webbrowser offen ???